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Seit 1988 wird jedes Jahr am 11. Oktober der Internationale Coming-out Day begangen. Dadurch soll herausgestellt werden, wie immens wichtig das persönliche Coming-out ist und was für ein tiefer und folgenreicher Einschnitt es im Leben eines jeden Einzelnen sein kann. Mit dem Aktionstag soll außerdem auf ein gesellschaftliches Klima hingewirkt werden, indem LSBTIQ in allen Lebensbereichen offen leben und sie selbst sein können. Dass das gar nicht so einfach ist erleben Viele noch immer in ihrem ganz persönliche Alltag. Ob in der Schule, bei der Arbeit, in der Familie, im Freundeskreis, im öffentlichen Raum oder auch in Sportvereinen: Fast überall können Situationen entstehen, bei denen es zu Formen von Diskriminierung kommen kann. Nach dem sich jüngst der Handball-Profi Lucas Krzikalla öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat und dies in den Medien erneut für Diskussionen um Offenheit und Diskriminierung im Sport gesorgt hat, will die LSU anlässlich des diesjährigen Coming-Out Day vor allem auf die Toleranz und Akzeptanz im Sport aufmerksam machen.
Alexander Vogt, Bundesvorsitzender der LSU erklärt hierzu: "Intoleranz, Vorurteile und Abwertungen gibt es im Sport genauso wie in der Gesellschaft - und das trotz des Wertekanons im Sport, wie zum Beispiel Fairness, Gleichbehandlung und Gemeinschaft. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen Profisport und Amateursport. Wichtig ist vor allem die Verbindung von Zivilgesellschaft und Sport. Wir brauchen eine Stärkung des ehrenamtlichen Engagements, damit in Vereinen die breite Vielfalt unserer Gesellschaft zum Tragen kommt und repräsentiert ist. Das gilt auch für die Repräsentation in Führungs- und Funktionärskreisen der Vereine, Verbände, Organisationen." Im September hatte sich auch der Sportausschuss im Deutschen Bundestag im Rahmen einer Anhörung mit Strategien gegen Diskriminierung und für Gleichstellung im Sport auseinandergesetzt und dabei sehr viel Handlungsbedarf ausgemacht. Die Leipziger Sportsoziologin Prof. Dr. Petra Tzschoppe hatte dort darauf hingewiesen, dass es an übergreifenden systematischen Erhebungen fehle, die einen Überblick über die Dimension des Problems böten. Vereinzelte Daten aus vereinzelten Bereichen gäben Hinweise, ergäben aber kein ganzes Bild. Zu den Arbeitsschwerpunkten von Tzschoppe zählen "Sport und Geschlecht" sowie "Menschenfeindliche Einstellungen und Diskriminierung im organisierten Sport". Sie zeigte bei der Anhörung auf, dass es zunächst wichtig sei, eine Sensibilität gegenüber -teils auch unbewussten- sozialen Vorurteilen und deren Folgen zu entwickeln um Diskriminierungen entgegen zu wirken. Außerdem seien die Bildungspotenziale des Sports zu nutzen um Wissen und Kompetenz im Vorgehen gegen Diskriminierung zu fördern. Es brauche ein bewusstes Handeln der Sportvereine, um eine Kultur der Anerkennung, der Partizipation sowie der sozialen und kulturellen Öffnung zu stärken. Die LSU fordert daher die Umsetzung repräsentativer quer- und längsschnittartiger Studien, um Kenntnisse über Ausmaß und Einflussfaktoren von Diskriminierung zu verbessern. Darüber hinaus sieht die LSU in der Umsetzung ganzheitlicher Strategien und Konzepte zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung im Sport eine drängende sportpolitische Aufgabe.
Thomas W. Schmitt, Stellvertretender Bundesvorsitzender der LSU betont abschließend: "Sportvereine haben auch viele Möglichkeiten aktiv zu werden und können selbst mit geringen finanziellen und personellen Mitteln etwas bewirken. In ihrem öffentlichen Auftritt, zum Beispiel auf Homepages und in Kommunikationsforen, in ihren Grundsatzdokumenten -etwa in Satzungen und Leitbildern-, aber auch in Haus- und Stadionordnungen können Sie deutlich machen, dass sie keinerlei Diskriminierung und Ausgrenzung dulden. Diskriminierende Vorfälle können und sollen sie benennen und dagegen vorgehen, statt wegzusehen oder sie zu verharmlosen und durch engagierte Vereinsarbeit kann Kindern und Jugendlichen vorgelebt und vermittelt werden, wie wichtig Respekt, Toleranz, Anerkennung und die Achtung der Menschenwürde sind."