Aufgrund der steigenden Zahl von Pflegebedürftigen wird das Saarland im Jahr 2030 etwa 1.200 Pflegefachkräfte mehr benötigen als im Jahr 2022. Dabei ist die Situation in der Pflege angesichts des Pflegekräftemangels heute schon schwierig“, sagte Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Verschärft werde der Fachkräftemangel durch den vergleichsweise hohen Krankenstand in der Pflegebranche: „Bei vielen Berufstätigen in der Pflege führen die psychische die körperliche Belastung zu einem frühzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Eine angemessene Bezahlung von Pflegekräften ist nötig bei gleichzeitiger Begrenzung der Eigenanteile für die Pflegebedürftigen.“ Ebenso wichtig seien bessere Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Pflegebranche erleichterten.
„Aus Willkommen muss ein Bleiben werden“
Florian Dessbesell von der international Unit der BARMER, sagte: „Das erfolgreiche Rekrutieren von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem internationalen Arbeitsmarkt wird in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger. Dabei spielen sowohl formelle als auch kulturelle Herausforderungen eine entscheidende Rolle.“ Aus Willkommen müsse ein Bleiben werden. Die BARMER unterstütze Unternehmen bei der zielgerichteten Integration neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Unternehmen und berate unter anderem bei der Einhaltung von Formalitäten wie der der Beantragung einer Steuernummer.
„Hinter privaten Pflegeeinrichtungen steht meist kein großer Konzern“
Mechthild Hoffmann, Landesreferentin beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), sagte: „Der bpa ist ein starker Verband, der viel für seine Mitglieder leisten kann. Die Anwerbung von Mitarbeitern aus dem Ausland kann aber durch die privaten Pflegeeinrichtungen alleine nicht gestemmt werden. Die Aufgaben sind zu vielfältig und zu komplex. Hinter privaten Pflegeeinrichtungen steht meist kein großer Konzern, die mit Manpower, Know-how und entsprechenden Strukturen dienen kann. Daher kann die Aufgabe nur innerhalb eines Netzwerkes gelöst werden.“
„Integration internationaler Fachkräfte ist allumfassender Prozess“
Nadja Kowalski von der CEB Akademie in Merzig sagte: „Die Integration internationaler Fachkräfte und Auszubildender ist ein allumfassender Prozess, der im Heimatland beginnt und mit dem Ende der Qualifizierung noch lange nicht abgeschlossen ist. Neben der adäquaten Vorbereitung der Menschen aus Drittstaaten im Hinblick auf Leben und Arbeiten in Deutschland sollte auch die Einrichtung auf die Neuankömmlinge vorbereitet werden. Dabei sollte Integration nie als Einbahnstraße verstanden werden.. Als CEB Akademie unterstützen wir den Integrationsprozess der Menschen in ihren unterschiedlichen Sozialräumen und stehen sowohl den Einrichtungen als auch der Schule als Mittler zur Verfügung. Damit die neuen Pflegekräfte auf lange Sicht im Saarland heimisch werden können und wollen, bieten wir ihnen neben der Unterstützung bei Formalitäten eine kulturelle und soziale Integration durch vielseitige Angebote.“
Wunsch: Prüfung des Zugangs zu Leistungen der Pflegeversicherung
Nicole Grundhöfer-Kukfisz, Geschäftsführerin des Saarländischen Schwesternverbands, einem der größten Anbieter von Pflegedienstleistungen der Region, sagte: „Wir stehen als Betreiber von stationären, teilstationären und ambulanten Pflegeangeboten aktuell vor besonders herausfordernden Zeiten. Unsere Erwartungen und Forderungen an eine Reform der Pflegeversicherung bestehen in einem Aufhalten der ausufernden Bürokratisierung der Pflegeversicherung, zum Beispiel bei dem neuen Personalbemessungssystem in der stationären Pflege oder bei der Vertragsgestaltung mit Leistungserbringern, sowie in einer weiteren Dynamisierung der Leistungen der Pflegeversicherung, um den raschen Anstieg der Eigenanteile der Pflegebedürftigen zu bremsen. Auch wünschen wir uns eine kritische Prüfung des Zugangs zu den Leistungen der Pflegeversicherung im Zuge der Sicherstellung von deren Finanzierung.“